Nach dem Schwenk ins Val Verzasca fahren wir zurück Richtung Locarno, wo fantasielose Architekten und wohl auch eine große Portion Geldgier der Natur schon einige nicht zu übersehende Wunden beigefügt haben. Wir halten uns daher auch nicht länger auf als nötig und setzen die Reise in den Süden fort. Die Schweiz und Italien teilen sich den Lago Maggiore, der mit einer Wasserfläche von 216 qkm der zweitgrößte oberitalienische See nach dem Gardasee ist. Vier Fünftel der Fläche befinden sich in Italien und da wollen wir hin.

Denn hier am italienischen Westufer des Lago Maggiore locken blühende Gärten, prächtige Villen im Belle-Epoque-Stil und glamouröse Seepromenaden. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts entdeckten wohlhabende Adelige aus dem nahen Mailand den Lago Maggiore als Rückzugsgebiet. Noch viel früher, während der Barockzeit, im Jahr 1632 begann der Graf Vitaliano Borromeo mit dem Bau eines Schlosses und einer einzigartigen Gartenkulisse, die der "Isola Bella" zu Weltruhm verhalfen. Noch heute stehen wir mit großen, beinahe ungläubigen Blicken vor den die Sinne verzaubernden Blütenprachten, die eingebettet sind in sich überlagernde Terrassen mit Spritzbrunnen, Statuen und Monumenten. Die "Borromäischen Inseln" im Lago Maggiore: mondän, märchenhaft, einzigartig.

Diesen wundervollen Blick auf die "Isola Bella", die von oben betrachtet die Form eines Schiffes hat, kann man vom Schiffsanleger in Stresa aus genießen. Dieser bezaubernde Ort diente als Ausgangspunkt für unsere Ausflüge. Und weil wir die Magie der barocken Zaubergärten auch bei Nacht nicht missen wollten, haben wir uns ein Hotel ausgesucht, von dessen Dachterrasse aus man die Blicke über den See schweifen lassen konnte. Nur einen Steinwurf davon entfernt wacht das Einhorn, das Wappentier der Borromäer über die Insel, die einstmals auch als das "Achte Weltwunder" galt. Die Schreie der weißen Pfaue, die noch heute unbeirrt durch die Gärten der "Isola Bella" schreiten, scheinen dies immer wieder zu bestätigen.

Die "Borromäischen Inseln" erreicht man mit Schiffen und Tragflächenbooten. Wir nutzten eine Tageskarte, mit der man die Isola Bella, die Isola dei Pescatori (Fischer Insel) und die Isola Madre erreichen kann. Der Preis hielt sich im Rahmen: 10,50 Euro für Erwachsene waren zu zahlen. Bei der Besichtigung der Inseln empfiehlt sich ein Kombiticket für die Isola Bella und die Isola Madre zum Preis von 17,50. Die Fahrt von Stresa zur Isola Bella dauert nur zwei Minuten und dann kann man eintauchen in die Welt des Barock. Im Palazzo Borromeo schlief übrigens auch Napolen im Jahr 1797. Auch er erfreute sich sicher an der üppigen Ausstattung des Palastes, in dem unschätzbare Kunstwerke, wie Gobelins, Gemälde, Statuen oder Möbel aufbewahrt werden.

Schon die nur wenige Minuten dauernde Schifffahrt lässt erahnen, welche Kostbarkeiten die "Isola Bella" für den Besucher bereit hält. Auch wenn die imaginäre Linienführung eines Schiffes nur von oben zu erkennen ist, lässt alleine diese Vorstellung die Fantasie Purzelbäume schlagen. Wenn man dann noch bedenkt, dass schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts begonnen wurde, diese Vison in die Tat umzusetzen, erfasst einen große Demut. Bevor die "Schöne Insel", so die Übersetzung von "Isola Bella", zu dem wurde, was sie heute ist, war sie nichts weiter als ein von Fischern bewohnter Felszipfel. Etwa ab dem Jahr 1632 begann Carlo III. Borromeo mit den ersten Planierarbeiten und dem Bau eines Palastes für seine Frau Isabella D'Adda. Nach ihr wurde die Insel im Laufe der Jahre in "Isola Bella" benannt. Ob Isabella tatsächlich so schön war wie das kleine Eiland im Lago Maggiore, ist nicht überliefert. Die Söhne von Carlo III., Kardinal Gilberto III. und Vitaliano VI., waren es schließlich, die das Konzept ihres Vaters erweiterten und künftigen Generationen ein einmaliges historisches Gesamtkunstwerk hinterließen: ein blühendes Schiff im Lago Maggiore!

Hat das Zubringerboot am Anleger festgemacht, steht dem nun folgenden Besichtigungsvergnügen nichts mehr im Weg. Allerdings muss man sich erst einmal an den auch hier obligatorischen Souvenirständen vorbei kämpfen. Auch wenn die Isola Bella mit ihren 320 mal 180 Metern nicht gerade üppig bemessen ist, blieb neben dem Palazzo und den Gärten noch genügend Platz für diverse Wohngebäude und Restaurants.

Nach einem kurzen Fußmarsch erreicht man dann auch schon den Palazzo Borromeo. Das folgende Bild zeigt das monumentale Schloss, das im lombardischen Stil erbaut wurde, von der Seeseite:

Sowohl für die Besichtigung der Inseln (Isola Bella und Isola Madre) als auch für die Anreise mit dem Schiff bieten sich Kombitickets an, die Zeit und Geld sparen. Ausführliche Informationen gibt es auf der Seite:  www.isoleborromee.it

Im Barockschloss haben viele Künstler ihre Visitenkarte hinterlassen: zu bewudern sind u.a. Gemälde von Meistern wie Francesco Zuccarelli oder Pieter Muliers. Die zahlreichen Säle protzen mit Möbeln, Marmor oder herrlichen Gobelins. Auch historisch betrachtet ist der Palazzo Borromeo durchaus interessant. So fand im Jahr 1935 im "Musiksaal" die Konferenz von Stresa mit Mussolini, Laval und Mac Donald statt. Viel früher, im Jahr 1797, gab sich bereits Napoleon die Ehre. Begegnungen mit Politkern oder  Feldherren sind jedoch vergänglich, so halten wir uns lieber an die Hinterlassenschaften der Borromäer. Neben den Kostbarkeiten in den vielen Sälen wartet das Barockschloss noch mit einer weiteren Besonderheit auf: im unteren Bereich befinden sich sechs Grotten. Dabei handelt es sich um künstliche Höhlen, die reich mit Muscheln verziert wurden und die einen originellen Gegensatz zu den wertvollen Kunstgegenständen im übrigen Schloss bilden. Wüsste man es nicht besser, könnte man glauben, König Ludwig II. hat hier einige Ideen beigesteuert. Aber wer weiß, vielleicht war es sogar umgekehrt und der bayerische Märchenkönig hat Anleihen am Lago Maggiore für seine Traumschlösser genommen.

  

Verlässt man die Grotten, gelangt man zum eigentlichen Juwel und Herzstück der Isola Bella, dem italienischen Garten. Nein, nicht irgendein Garten, "der" Garten schlechtin, gestaltet im Stile des Frühbarock. Im Mittelpunkt der Anlage ist eine wie eine stumpfe Pyramide anmutende Terrassenanlage, auf deren Spitze das Einhorn thront, das Wappentier der Borromäer.

 

Erst wenn man vor diesem Wunderwerk des italienischen Frühbarock steht, kann man die Faszination nachvollziehen, die von diesem einst als Achtes Weltwunder bezeichneten Garten ausgeht. Obelisken, Statuen und Brunnen sorgen für die nötige Mystik, die zehn Terrassen vermitteln den Eindruck der Unendlichkeit und die Vielfalt der Natur zeigt sich u.a. durch Orangen- und Zitronenbäume, Kamelien, Azaleen oder Rhododendren. Bewacht werden die Gärten von den majestätischen weißen Pfauen, deren Schreie auch in der Nacht auf dem nahen Festland zu hören sind. 

 

Nach einem ausgiebigen Rundgang durch das "Heck" des Schiffes schlendern wir zur Anlegestelle. Es geht vorbei an Souvenirständen und Restaurants, aber trotz der touristischen Infrastruktur bleibt die "Isola Bella" doch immer das, was sie war: ein herausragendes Gesamtkunstwerk, ein seltenes Schmuckstück oder einfach nur eine Perle im Lago Maggiore.

Da wir ein Kombiticket erworben hatten, das uns die Möglichkeit bot, auch die Isola Madre zu einem günstigeren Preis zu erkunden, wollten wir keine Zeit verlieren. Wir fuhren daher mit dem nächsten Boot zur "Fischerinsel", wo wir uns stärken wollten. Anschließend sollte es auf die Isola Madre gehen. Wenn sie Lust haben, begleiten Sie uns doch einfach!

 

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